Die Hauptstadt der Provinz Sichuan liegt rund 1.900 km von unserem letzten Aufenthaltsort Hangzhou entfernt. Von daher kam für uns dieses Mal nur ein Inlandsflug in Frage, der uns spät abends innerhalb von 2:50 Std. nach Chengdu brachte. Auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft im Zentrum überkam uns das erste Mal das Gefühl, dass wir so langsam die ersten Anzeichen eines Städtekollers haben. Schon wieder eine Metropole mit über 15 Mio. Einwohnern und vielen großen Gebäuden...so langsam sehnten wir uns irgendwie nach ein bisschen Meer...
Nun gut erstmal ins Bett und dann am nächsten Morgen schauen, was Chengdu uns zu bieten hat!
Unsere Unterkunft Xishu Garden Inn erleichterte auf jeden Fall den Einstieg durch seinen herzlichen Empfang, den geräumigen Zimmern und einer unfassbar coolen Dachterrasse mit einem eigenen Restaurant. Eine der besten Unterkünfte auf unser bisherigen Reise!
Chengdu hat den Ruf eine sehr sympathische Großstadt zu sein, dessen Ruf sie vielleicht auch ein wenig ihrem Maskottchen zu verdanken haben: Dem Pandabär! Überall wird man hier daran erinnert, dass Chengdu die Welthaupstadt des Pandas ist. Zudem gibt es hier noch die berühmte scharfe Sichuan-Küche, die man unbedingt in einen der vielen Hot Pot - Restaurants probieren muss. Aber Achtung es kann wirklich sehr, sehr scharf werden ;-)
Bei unserem Aufenthalt ist uns aufgefallen, dass es kaum westliche Touristen hier hin treibt. Außer ein paar wenigen im Hostel haben auf den Straßen fast nur Einheimische oder vorwiegend chinesische Reisende gesehen. Irgendwie schade, weil Chengdu hat doch so viel zu bieten, wofür es sich lohnt hierhin zu kommen!
Seit 1911 gibt es den Renmin Park, auch umgangssprachlich als People´s Park bezeichnet, und ist ein sehr beliebter Aufenthaltsort für die Einheimischen. Hier trifft man wirklich auf viele Menschen, die einfach Ihrer Lieblingsbeschäftigung wie z.B. Aerobic, Yoga, Karaoke, Zeichnen, Kalligrafie oder Kartenspielen nachgehen wollen. im Zentrum des Parks findet man noch einen größeren See und mehrere Teehäuser, bei denen man sich von den vielen professionellen Ohrenputzern nebenbei den Gehörgang säubern kann oder sollte ;-)
Der Park ist wirklich sehr schön und verkörpert die entspannte Stimmung in Chengdu sehr gut. Wer also etwas Ruhe von dem ganzen städtischen Trubel sucht, sollte sich hier aufhalten.
Ein etwas bizarres Highlight bietet der Park dann doch noch. Und zwar gibt es hier einen Eingen Heiratsmarkt, wo die Töchter von ihren (Groß-) Müttern offen zur Vermählung angeboten werden. Dafür werden kleine Gesuche aufgesetzt und die wichtigsten Vorzüge der Töchter genau beschrieben. Die Kontaktdaten gibt es dann gleich mit dazu, man kann ja nie wissen, ob sich nicht der richtige Partner meldet.
Im Stadtzentrum befindet sich ein riesiger Platz, an dem noch vor gut 50 Jahren viele traditionelle Gebäude standen. Als die große Kulturrevolution (1966-1976) in China ausbrach, walzte Mao Zedong den kompletten Bereich inkl. eines großen Kaiserpalastes einfach nieder und ließ diesen große Freifläche zupflastern.
Heute findet man auf der nördlichen Seite des Platzes eine große Mao-Statue, auf der grüßend seine Hand rausstreckt. Dahinter steht das Sichuan Museum of Science and Technology.
Der Platz ist auch im städtischen Metro-Netz eine zentrale Station, sodass sich fast alle Linien hier wieder treffen. Wer von hier aus etwas weiter östlich geht, trifft zwangsläufig auf die Chunxi-Road. Diese ist das kommerzielle Herzstück der Stadt und man findet hier allerhand kleine und größere Läden bis hin zu größeren Shopping Malls.
Der Pandabär ist nicht nur das Wappentier des weltberühmten Umweltorganisation WWF, sondern auch ein wichtiges Marketinginstrument für die Stadt Chengdu. Aber der Zweck heiligt die Mittel und das sich hier die größte Forschungs- und Aufzuchtsstation für Pandas weltweit befindet, ist auf jeden Fall ein sehr positiver Aspekt.
Side-Fact: Der Panda kommt ausschließlich im Westen Chinas vor und sind ziemlich gemütliche Zeitgenossen. Der Alltag eines Pandas ist meistens durch Bambus fressen (ca. 38 kg pro Tag), dessen Verdauung und zwischendurch etwas herumtollen mit den Artgenossen geprägt. Dadurch verläuft die Vermehrung der Pandabären leider nur sehr langsam, weswegen sie schon häufig vom kompletten Aussterben bedroht waren. Rund 1.600 leben heute noch in freier Wildbahn und weitere 300 sind in Zoos untergebracht.
Rund 30 min. von Chengdu entfernt, könnt ihr euch entspannt mit dem Taxi zum Haupteingang der Giant Panda Breeding Research Base bringen lassen. Der Eintritt kostet 80 Yuan (ca. 10€), womit ihr den ganzen Tag zwischen den einzelnen Gehegen und Museen hin und her wandern könnt.
TIPP: Versucht unbedingt so früh wie möglich hier zu sein, da ihr ansonsten nicht so richtig in den Genuss der Pandas kommt. Zwischen 10 und 11 Uhr ist nämlich die Fütterungszeit angesetzt und währenddessen sind die Pandas noch am aktivsten. Das Futter wird auch so zentral platziert, dass man sie dadurch aus nächster Nähe betrachten kann. Als wir um 15 Uhr gegangen sind, hingen die Pandas dann nur noch auf Ihren Bäumen und schliefen für den Rest des Tages.
Am Ende des Tages kann man wirklich sagen, dass diese Tiere einfach nur süß und knuffig sind. Wenn man ihnen so beim Spielen zuschaut, ist es echt lustig wie tapsig und teilweise unbeholfen sie sich bewegen. Doch sind sie auch sehr begabte Kletterer und erklimmen dabei jedes Hindernis ohne Probleme.
In der Vergangenheit wurden die Pandas auch gerne zu diplomatischen Zwecken und der Beziehungspflege an bestimmte Staaten (wie z.B. USA und Deutschland). Heuten werden sie pärchenweise in die wichtigsten Zoos dieser Welt abgegeben, um die Population der Tiere weiter zu steigern. Auch der Berliner Zoo hat seit 2017 wieder ein Panda Bärchen bei sich, wovon es auch ein schönes Erinnerungsfoto in dem Museum von den Pandas mit Angela Merkel und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping gibt. Es befinden sich insgesamt 50 Pandas in den Zoos außerhalb von China.
So richtig belebt und stimmungsvoll geht es in den sog. Ancient Streets zu. Hier findet man den alten Teil Chengdus, der teilweise aufwendig restauriert oder wieder aufgebaut worden ist. In den Gassen findet man viele schöne Snacks aus der Sichuan-Küche oder aufwendig hergestelltes Handwerksmaterial.
Das Kuanzhai Viertel ist dabei aus unserer Sicht besonders sehenswert, aber auch restlos überfüllt. Doch es lohnt sich definitiv die vielen alten Steinhäuser mit ihren aufwendigen Verzierungen zu bestaunen. Beim Durchstöbern wird man sicherlich auch auf das eine oder andere Souvenir für zu Hause finden.
TIPP: In der nahe gelegenen Sichuan Oper Shu Yun Li Yuan finden regelmäßig die legendären Face Changing - Aufführungen statt, bei denen die Darsteller in Sekunden schnelle ihre Masken wechseln. Diese Kunstform ist inzwischen 300 Jahre alt und nur noch rund 200 Darsteller beherrschen das überhaupt noch. Ein Meister seines Fachs kann in 20 Sekunden bis zu 10 Masken wechseln. Wir waren selbst dort und haben so etwas noch nie vorher gesehen - unglaublich wie die das hinbekommen.
Eine 350m lange Meile vollgepackt mit allem was die Sichuan Küche zu bieten hat. Die Gassen und Lokale haben dabei bis 21 Uhr geöffnet und man wird es schwer haben sich nicht überfressen ;-) ...das Angebot ist einfach riesig und es riecht von überall her nach traditionell asiatischer Küche!
Neben den leckeren Garküchen reihen sich auch viele Souvenir- und Handwerksläden in die Gassen ein. Zu den beliebten Abendzeiten drängeln sich hier wieder viele Menschen durch die engen Gassen, aber trotzdem war es hier irgendwie super sympathisch und eine gute Abwechslung zu den Wolkenkratzer-Plantagen in der Innenstadt. Die Food Street ist übrigens ziemlich einfach mit dem Bus zu erreichen, denn direkt gegenüber ist eine Haltestelle eingerichtet.
Die Landschaft am Li-River ist bei Chinesen und Backpackern für sein Fotobuchpanorama sowie dem herrlich entspannten Leben fernab der Großstädte bekannt und beliebt. Wir haben uns nach der knapp 8 Std. Zugfahrt von Chengdu sofort verliebt und freuten uns auf die Zeit in Yangshuo & Guilin.
Von den Bildern her versprach unsere Unterkunft Yangshuo Suden Street Guesthouse eine abgeschiedene Oase mit einem wunderschönen Blick auf die Karstberge. Und genauso kam es und das für unschlagbare 10€ pro Nacht im Doppelzimmer mit Balkon...perfekt!
Endlich können wir den Lärm der Städte etwas hinter uns lassen und wieder tiefer in die Natur eintauchen. Die Umgebung von Yangshuo und dem Li River lässt sich am Besten zu Fuß oder auf dem Fahrrad/Roller erleben. Und das lohnt sich, denn das ist hier wirklich mit Abstand die schönste Landschaft, die wir in China zu Gesicht bekommen haben.
Die Gegend ist besonders geprägt durch seine Hügel- und Karstlandschaft, die in einer perfekte Symbiose mit dem Li-Fluss stehen. Kein Wunder, dass das einzigartige Landschaftsmotiv auch die Rückseite 20 Yuan - Schein ziert.
Das Klima hier ist sehr subtropisch und endlich werden wir auch wieder mit wärmeren Temperaturen um die 27 Grad verwöhnt. Zwar ist die Stadt Yangshuo das Epizentrum des Tourismus und anscheinend in den letzten Jahren auch stark gewachsen, doch trotzdem herrscht hier eine aufgelockerte Stimmung und alle Uhren sind hier auf Urlaub eingestellt.
Der Minqyue Berg liegt ca. 8 km von Yangshuo entfernt und wird durch seine offene Stelle im Zentrum auch gerne als Mondberg bezeichnet. Um auf den 400m hohen Berg zu gelangen, müssen aber erst einmal gut 800 Stufen überwunden werden. Wir haben rund eine halbe Stunde für den Aufstieg gebraucht und wurden dann auf dem Gipfel mit einem schönen Ausblick über die umliegende Region belohnt.
Wer sich oben nach einer Erfrischung sehnt, kann sich mit etwas Getränken oder Snacks bei drei älteren Damen eindecken, die ganz oben mit ihren Kühltaschen warten. Auf der einen Seite erstaunlich, dass sie das (womöglich) tagtäglich schaffen, aber für ihr Alter auch traurig noch damit Geld verdienen zu müssen. Sie waren auf jeden Fall sehr nett und nicht so aufdringlich wie die anderen Verkäufer im Tal.
Aus unserer Sicht ist der Mondberg eine absolute Empfehlung und sollte bei einem Ausflug hierhin nicht fehlen. Auf dem Weg nach unten kann man dann noch etwas in dem anliegenden Bambuswald entspannen, in dem die Wege gut ausgebaut und ausreichend Sitzmöglichkeiten geboten werden.
Zudem bietet der Weg zum Mondberg noch eine nette Anekdote zum früheren US-Präsidenten Richard Nixon, nach dem der Trail benannt wurde als er mit seiner 1976 das Gebiet rund um Yangshuo besuchte. Die komplette Story könnt ihr hier gerne nachlesen:
Diese Tagen waren wirklich Balsam für unsere Reiseseele und wir waren so froh hier gewesen zu sein. Diese malerische Landschaft gepaart mit der entspannten Lebensweise und den vielen Möglichkeiten die umliegende Natur zu erkunden, sind wirklich grandios.
Wenn wir irgendwann nochmal nach China reisen sollten dann legen wir hier definitiv wieder einen Stop!
Da wir inzwischen schon mehrmals während unserer Reisen in Hongkong waren, haben wir unsere Erlebnisse in einem separaten Bereich zusammengefasst.
Hier geht's weiter!
Wir verlassen China mit gemischten Gefühlen, was zum Einen an dem ziemlichen Kulturschock und den ungewohnten Sitten liegt. Lea hatte hiermit etwas mehr Probleme und regte sich ständig über deren schmatzende Esskultur oder dem Rotzen und Furzen auf offener Straße auf. Man kann sich davor aber auch nicht wirklich schützen und ändern wird man es auch nicht so schnell, obwohl die Regierung schon an einem neuen landesweiten Verhaltenskodex arbeitet. Aus unserer Sicht betrifft das aber auch vorwiegend die ältere Generation und ist bei den Jüngeren kaum noch zu beobachten gewesen. Insofern man diese Umstände jedoch nicht ausblenden kann, wird China zu einem ständigen Nervenkrieg mit dem eigenen Kulturverständnis.
Zudem haben uns zeitweise die riesigen Städte genervt und wir haben uns doch nach mehr Natur gesehnt. Das kann natürlich auch an unserer Route und dem Verlangen nach gutem Wetter, als wir aus dem kalten Deutschland los geflogen sind, gelegen haben.
Andererseits ist China wirklich ein ultra spannendes und abwechslungsreiches Land, sodass man locker mehrere Monate hier verbringen könnte. Viele der kulturellen Überbleibsel sind in seiner Dimension und Geschichte wirklich überwältigend, sodass man manchmal aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Außerdem bietet China eine neue Herausforderung aus der eigenen Komfortzone auszubrechen und sich in einem fremden Land und wenigen Sprachkenntnissen gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen. Wer das geschafft hat, für den sollten die backpackerfreundlicheren Länder dann wie ein Kindergeburtstag vorkommen!
Panama kann soviel, was wir uns vorher gar nicht so richtig vorstellen konnten. Die Mischung aus unfassbar karibischen...
Unser direkter Nachbar hat soviel schön Seiten. Bisher konnten wir noch nicht alles davon selbst bereisen, aber das kommt...
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Eine Reise in die USA ist ein Erlebnis und die Größe des...